Es kam öfters vor, dass Menschen unsere Hundekollegen im Refugio besuchten, um ein neues Familienmitglied kennenzulernen und zu adoptieren. Bei uns Samtpfoten war das kaum der Fall. Jedenfalls nicht während der zwei Jahre, die ich dort verbrachte.
Pa und Ma bildeten daher eine spannende Ausnahme. Eine ganze Weile haben sie im benachbarten Gehege gesessen und die dort wohnhafte Katzengruppe bewundert.
Nur mich haben sie nicht so wahrgenommen, da ich mit den nicht zu vermittelnden Senioren zusammenlebte und sich unser Gehege in Ma’s Rücken befand. Wie sie versuchte, Peggy zum Spiel zu animieren, sah ich meine Chance gekommen und angelte mit meinen flinken weissen Pfoten blitzschnell unter dem Zaun hindurch nach dem Spielzeug. Überrascht wendete sich Ma zu mir um und sah mich in meiner ganzen caramelfarbenen Schönheit am Zaun sitzen.
In dem Moment haben wir eine Art geheimes Bündnis geschlossen… jedenfalls haben sie und Pa mich nicht mehr aus dem Kopf und Herzen bekommen. Meine Adoptionspapiere wurden unterschrieben und bald darauf kamen sie ins Refugio, um mich abzuholen.
Ich konnte mein Glück gar nicht fassen, aber plötzlich packte mich doch auch Bammel. Dass «Adoption» gleichbedeutend mit «Transportbox» ist, war mir bis da gar nicht bewusst. Ich machte es ihnen echt schwer mich einzusammeln. Dabei ist mir etwas dummes passiert: in meiner Angst hab ich um mich geschlagen und dabei ausgerechnet die helfenden Hände von Pa erwischt. Es hat geblutet wie verrückt und ich dachte schon, dass sie mich nun wohl gar nicht mehr haben wollen.
Zum Glück ist Pa ein sehr warmherziger Mensch! So haben sie mich in meiner Box ins Auto verfrachtet. Wie sie losfahren wollten, packte mich erneut Panik, und plötzlich war der Käfig offen und ich spazierte durch mein zukünftiges Auto. Meinen Menschen hat es ziemlich die Sprache verschlagen! Mir übrigens auch…
Schliesslich fuhren sie vorsichtig los in Hoffnung, dass ich mich irgendwo nieder lassen würde, was ich tatsächlich tat! Ich suchte freiwillig wieder meine Reisebox auf – eine bessere Option hab ich bei meinem Rundgang durchs Auto nicht entdeckt – und blieb da, bis wir in meinem künftigen Zuhause ankamen.
Dort brachten sie mich ins Zimmer zur winzigen Ronda. Bald darauf gab es köstliches Essen. Wie es schien, hatte ich es mit Ma und Pa nicht allzu schlecht getroffen.
Noch etwas skeptisch, aber doch dankbar und freudig startete ich in mein neues Leben als adoptierte und sehr geliebte Samtpfote.